Dienstag, 6. Januar 2009

Dreckige Gläser und mangelnde Vorbereitung zeichnen einen Barmann,



stärker als es der stärkste Gäste-Ansturm kann.

Warum hatte ich bloß zugesagt, war wohl zu Geldgeil, na dann war es ja wenigstens eine gerechte Strafe. Der Eigner einer Bar fragte, ob ich bei einem Geburtstag aushelfen könne: Klar! und wieder mal hatte ich eine verpflichtende Antwort gegeben, ohne richtig nachzufragen. Aus Schaden werde ich nur sehr langsam klug, sehr zum Wohlwollen der Fragenden. Ich kam pünktlich zur angegebenen Adresse, wohl eine extrem angesagte Bar in einer richtigen Stadt und der Tresen war lang, lang, lang... Trendiges Personal wuselte überall herum und man zeigte mir meinen Platz: eine Cocktailstation! Die Kühlung jedoch voll mit Vitalisiergetränken, eine Gattung von Flüssigkeiten, die ich noch nie verstanden hatte; wenn ich müde bin- lege ich mich schlafen. Ich warf einen verzweifelten Blick auf das Getränkeprogramm und bereute meine Zusage, das allerdings nicht zum letzten Mal an diesem Abend. Ich war anders, als die anderen die da arbeiteten, das bin ich gewohnt, aber ich war vor allem unwissend was da auf mich zu kam. Ab 21.30 Uhr strömten die Gäste herein, Gäste ganz anders als unsere und mit seltsamen Getränkeannoncierungen: "8 Wodka-Bull, 3x 'n fliegenden Hirsch + 2 Prosecco auf Eis" schreit man mir entgegen; sinnvoller Weise, da die Herren Plattenaufleger Lautstärke mit Qualität verwechseln. Ich blicke wohl so konstaniert, das ich mit der Orderwiederholung nochmals lautstark überfordert werde. Eine junge androgyne Erscheinung vom Clubpersonal übersetzt für mich freundlicherweise, doch meine Verzweiflung erkennt sie auch. "Machst das wohl noch nicht sehr lange" brüllt sie mir beim Dosenöffnen ins Ohr. Sie unterrichtet mich heldenhaft über die Trinkverhalten der Besucher und immer mehr bereue ich mein "Klar!" Die Bestellung geht über den Tresen und als nächstes sind 2 Großstadtgirlies dran: "3 Margariitttaaaas, aber red".
Suche den Tequila und finde nur was mit Hut, die androgyne Barhilfe (namens Robert, oder so), weist auf einen Getränkespender mit roter Eispampe hinter mir.
"Schalen?" frage ich, er reicht mir Tumbler.
"Nein, wo sind die Margarittaaaschalen", er zeigt mir einen Karton und ich triumphiere vorläufig. Die Gläser kleben am Karton und lassen sich nicht vom Karton trennen. Während ich noch heldenhaft kämpfe, füllt Robert die Tumbler. Wir servieren alles in diesen Humpen, der Abend wird lang und ich begreife, ich kann das hier nicht. Robert bleibt an meiner Seite, übersetzt für mich und reicht mir Tumbler; am Ende der Schicht bin ich kaputt und er geht noch in einen anderen Club. Ich gebe Robert 20 € und er versteht nicht warum, aber freut sich.

Nächstes mal frage ich, bevor ich "KLAR" sage, weiß nun der Sohn von Horst Vettermann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen